Imma von Bodmershof (auch: Ehrenfels v. Bodmershof)
Schriftstellerin, Gutsbesitzerin
Geb. am 10.8.1895 in Graz als Emma Lilly Isolde von Ehrenfels. Der Philosoph Christian Julius Freiherr von Ehrenfels (1859 –1932) war ihr Vater, ihre Mutter Emma Maria Anna von Ehrenfels (1863–1946, geb. André, verw. von Hartmann).
Ihr Vater lehrte an der Universität in Prag und vertrat u.a. eine polygyne Fortpflanzungsthese: Ein „hochwertiger“ Mann darf mehrere Frauen heiraten und Kinder zeugen, die in Gemeinschaftskongregationen zusammenleben. Das Leben der Familie Ehrenfels entsprach jedoch bürgerlichen Konventionen. Imma und ihr jüngerer Bruder Rolf (1901-1980) wuchsen in Prag und im Sommer im elterlichen Schloß Lichtenau im Waldviertel auf. Ihr Vater lehnte das Frauenstudium als ungesund ab, weshalb Imma eine deutsche Haushaltungsschule besuchte. Sie verlobte sich 1913 mit dem Philosophen Norbert von Hellingrath, der 1916 als Soldat bei Verdun starb. Zeitweise gehörte sie zum Kreis von Norbert von Hellingrath und Stefan George, Briefwechsel mit Rainer Maria Rilke. Da das Familienvermögen durch Krieg und Inflation verloren gegangen war, musste Imma ein Einkommen finden und übernahm in den 1920er Jahren die Verwaltung des in Familienbesitzes befindlichen und sanierungsbedürftigen Gutes Rastenbach bei Gföhl. 1924 Heirat mit Wilhelm (Schuster) von Bodmershof (gest. 1970, Bruder von Elfriede Ehrenfels), promovierter Volkswirt, mit dem sie gemeinsam das landwirtschaftliche Gut bewirtschaftete. Wilhelm Bodmershof war auch schriftstellerisch tätig und beschäftigte sich als Privatforscher mit fernöstlichen Religionen. Das Ehepaar Bodmershof wandte sich nationalsozialistischen Kreisen zu, Wilhelm von Bodmershof war bereits 1933 NSDAP-Mitglied. Nach dem „Anschluss“ war er in der nationalsozialistischen Verwaltung tätig, zunächst als landwirtschaftlicher Offizier und später als Kreisrat für landwirtschaftliche Belange im Kreis Krems (1946 wegen illegaler NS-Tätigkeit vom Volksgericht zur Leistung einer Sühneabgabe verurteilt). Imma bewarb sich im Juli 1938 als Mitglied der Reichsschrifttumskammer. Ihr Bruder Rolf, verheiratet mit Elfriede Ehrenfels, der 1927 unter dem Namen Omar zum Islam übergetreten war, emigrierte 1938 über Griechenland nach Indien.
1937 erschien Imma von Bodmershofs erster Roman „Der zweite Sommer“. Ihre Erzählungen und Romane sind stark traditions- und heimatverbunden. Das Waldviertel ist Schauplatz ihres bekanntesten Romans „Die Rosse des Urban Roithner“. Für den Roman „Sieben Handvoll Salz“ (1958), zu dem sie durch mehrere Sizilienreisen inspiriert wurde, erhielt sie den Österreichischen Staatspreis für Literatur. Pionierin der deutschsprachigen Haiku-Dichtung, die sie ab den 1960er Jahren veröffentlichte. 1959–1979 kulturpessimistisch geprägter Briefwechsel mit Martin Heidegger. Imma von Bodmershof starb am 26.8.1982 in Gföhl. Sie wurde am Friedhof von Moitzreith beigesetzt. 1995, zu Ehren ihres 100. Geburtstages, wurden in Rastbach und Gföhl Gedenksteine errichtet.
Ausz.: 1959 Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur, 1965 Kulturpreis des Landes Niederösterreich, 1969 Preis der Stadt Wien für Literatur und Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft Erster Klasse, Ehrenbürgerin von Rastbach.
Werke: Der zweite Sommer (1937), Die Stadt in Flandern (1939; 1952 unter: Das verlorene Meer), Begegnungen im Frühling, Erzählung (1942), Die Rosse des Urban Roithner, Roman (1950), Solange es Tag ist (1953), Sieben Handvoll Salz, Roman (1958), Die Bartabnahme, Erzählung (1965, 1966 unter: Ibarras Bartabnahme), Unter acht Winden (1962), Haiku (1962), Sonnenuhr, Haiku (1970), Mohn und Granit vom Waldviertel (1976), Im fremden Garten. 99 Haiku (1979), Wo die Träume wohnen. Das Waldviertel (1997), Pieger, Bruno (Hg.): Briefwechsel 1959–1976. Martin Heidegger – Imma von Bodmershof (2000).
(Edith Blaschitz)
Quellen:
Ilse Korotin (Hg): BiografiA: Lexikon österreichischer Frauen. Wien, u.a. 2016; https://de.wikipedia.org/wiki/Imma_Bodmershof; https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_E/Ehrenfels_Christian_1859_1932.xml; Gedächtnis des Landes: Imma von Bodmershof; https://haiku.de/files_doc/98-Miesen.pdf; https://www.kunstsenat.at/preistraeger/CV/bodmershof.htm; Cécile Cordon: Zwischen Hölderlin und Hitler. Die Schriftstellerin Imma Bodmershof und ihre Zeit (1895-1982). Leipzig: Eudora 2020, S. 16, 187, 217, 227, 251, 288.