Theresia Rotter
Museumskustodin, Philantropin
Theresia Rotter wurde 1852 in Krems geboren. Ihr aus Ungarn zugewanderter Vater Georg Rotter führte hier einen Ledergewerbebetrieb. Theresia Rotter blieb unverheiratet. Da der Vater zu Wohlstand gekommen war, konnte sie ein finanziell unabhängiges Leben führen.
Als 1891 das neugegründete Kremser Stadtmuseum eröffnete, ersuchte sie der Museumsleiter, der Kremer Stadtpfarrer und Historiker Anton Kerschbaumer, die Betreuung des Museums zu übernehmen. Theresia Rotter wurde die erste Kustodin des Kremser Stadtmuseums und übte diese Tätigkeit 40 Jahre lang aus. Sie betreute das Museum umfassend, meist nur von einem „Museumsdiener“ unterstützt. Sie selbst spendete Schmuck, Möbel, Porzellan und Goldmünzen aus Familienbesitz und betrieb die Erweiterung der Sammlungen, indem sie sich um Schenkungen bemühte. Rotter inventarisierte die Bestände und koordinierte sowohl Museumsumbauten als auch Ausstellungsaufbauten. Außerdem übernahm sie die Aufsicht an Besuchstagen und bot Führungen an. Es wurde erzählt, dass sie selbst die Reinigungsarbeiten im Museum verrichtete. Theresia Rotter übte ihre Tätigkeit stets ohne Entgelt aus – auch als sie nach dem Ersten Weltkrieg völlig verarmte.
Zeitlebens engagierte sich Theresia Rotter zudem für wohltätige Organisationen und Bildungseinrichtungen, vor allem für Blindeninstitute. Sie lernte die Brailleschrift und übertrug Bücher in diese für Blinde lesbare Schrift. Theresia Rotter spendete an Privatpersonen, die Stadt Krems und vor allem immer wieder für die Kirche. So finanzierte sie die Renovierungs- und Ausstattungsarbeiten in der Kremser Friedhofskirche und in der Kremstalkapelle. Durch die Geldentwertung nach dem Ersten Weltkrieg verlor Theresia Rotter jedoch ihr gesamtes Vermögen. Nun war sie selbst auf Geld- und Lebensmittelunterstützungen angewiesen.
1922 wurde Theresia Rotter zur ersten weiblichen Ehrenbürgerin der Stadt Krems ernannt, 1930 folgte die Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens der Republik Österreich. 1931 nahm das Kremser Bürgerspital, das mittellose Bürgerinnen und Bürger versorgte, Theresia Rotter auf. In ihren letzten Lebensjahren war sie ehrenamtlich für das Stadtarchiv tätig. Theresia Rotter starb 1936 in Krems. „Bei seinem unendlichen bescheidenen Wesen und Äußerem hatte wohl niemand vermutet, was dieses Frauchen alles in seinen 84 Lebensjahren geleistet hatte,“ schrieb der Lehrer und Lokalhistoriker Hans Plöckinger im Nachruf. Ihre Leistungen wurden von nachfolgenden Stadthistorikern nicht in das Gedächtnis der Stadt Krems aufgenommen. Die „einst allseits bekannte Museumskustodin“ (Plöckinger) geriet vollkommen in Vergessenheit und wurde erst im Zuge der Vorbereitungen für die Ausstellung „Wo sind sie geblieben? Die Frauen von Krems“ (2021) im museumkrems wiederentdeckt.
(Sabine Laz, Dagmar Engel, Edith Blaschitz)
Quellen:
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