Maria Sophia Kienmoser
Papiermacherin

Geb. 1686, gest. 1767, verw. Purtscher, geb. Pfister. Maria Sophia stammte aus der angesehenen Wirtschaftsfamilie Pfister, die in Rosenburg (Rosenburg-Mold, Bezirk Horn, Niederösterreich) mehrere Mühlen besaß. 1705 heiratete sie den verwitweten Johann Matthias Purtscher (1673–1731), dessen Familie, die vermutlich aus Vorarlberg stammte, die Papiermacherei in Niederösterreich über einen langen Zeitraum prägen sollte. Drei Jahre zuvor hatte Purtscher zusammen mit seinem Bruder Johann Konrad (1671–?) die seit den 1660er-Jahren bestehende Papiermühle in Rosenburg übernommen. Nur kurz darauf pachtete er die 1703 errichtete Papiermühle in Rehberg (Krems an der Donau, Bezirk Krems, Niederösterreich). Als er 1731 starb, führte Maria Sophia den Betrieb eigenständig fort. Nach fünf Jahren Witwenschaft heiratete sie den deutlich jüngeren Hilarius Kienmoser (1708–1785), der selbst aus einer Steyrer Papiermacherfamilie stammte und bereits in der Rehberger Papiermühle gearbeitet hatte. Tatsächlich dürfte es sich dabei um eine Zweckehe gehandelt haben, um den Betrieb zu erhalten. In ihrem Selbstverständnis verwaltete Kienmoser jedoch lediglich Maria Sophias Papiermühle; sie bezeichnete sich auch selbstbewusst als Papiermachermeisterin.

Stadtarchiv Krems, Testamentbuch 1762–1768, fol. 819v

Aus der Ehe mit Johann Matthias Purtscher entsprangen zumindest sieben Kinder, nämlich Anton Rudolf (1707–nach 1765; Apotheker in Vöcklabruck), Johann Ignaz (1709–1760; Papiermacher in St. Pölten), Joseph Honorius (1724–1765; Papiermacher in Stattersdorf), Prokop (?–?; Angehöriger des Piaristenordens), Isidor (?‒?; Profess in Göttweig), Theresia (?‒?; verh. Zehethuber in St. Johann) und Johann Paul (1731–1800), wobei Letzterer zusammen mit seiner Ehefrau Elisabeth, geb. Hirsch (1733–1799) 1756 den Betrieb in Rehberg übernehmen sollte. Die Ehe mit Hilarius Kienmoser blieb vermutlich kinderlos.

 

Maria Sophia starb 1767, nachdem sie bereits 1759 ihr Testament gemacht hatte. In diesem hatte sie hohe Summen vererbt, die auf ihren Wohlstand schließen lassen, der auch ein Haus in Krems umfasste. Sie wurde auf dem Friedhof vor der St.-Veits-Kirche in Krems bestattet. Ihr Mann Hilarius heiratete nach ihrem Tod 1772 die Greißlerswitwe Maria Magdalena Meder.

Stadtarchiv Krems, Testamentbuch 1762–1768, fol. 820r

(Daniel Haberler-Maier)

 

 

 

 

 

 

 

Literatur:
Daniel Haberler-Maier, Zur Geschichte der Rehberger Papiermühle und der Verbreitung ihres Papiers. Mit einem Wasserzeichen-Katalog, in: Das Waldviertel [erscheint 2023]; Daniel Haberler-Maier, The Rehberg Paper Mill and the Tradition of its Products in Lower Austria, in: Penelope Banou ‒ Georgios Boudalis  ‒ Patricia Engel ‒ Stephen R. Hill ‒ Joseph Schirò ‒ Jedert Vodopivec Tomazic (Hrsg.), Artists’ Paper – A Case in Paper History (Horn – Wien 2023), 547–575; Bernhard Purin, Zur Geschichte der Rosenburger Papiermühle. 1. Teil: Die Papiermacher-Familie Purtscher (um 1671–1718). In: Rosenburg-Mold aktuell 3–6/2015 S. 7–9.

Maria Sophia Kienmoser
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