Leopoldine von Morawetz-Dierkes (Ps.: Leo v. Dierkes)
Schriftstellerin, Forschungsreisende
Leopoldine von Dierkes wurde 1861 in Krems geboren und stammte aus einer Militärfamilie. Sie besuchte die Lehrerinnenbildungsanstalt in Innsbruck und danach das Konservatorium in Wien. 1877 heiratete sie Rittmeister Karl Morawetz und lebte in Wien. Während ihrer Ehe unterband ihr Ehemann jegliche schriftstellerische Ambitionen. Als 24-Jährige ließ sie sich 1885 scheiden, ein ungewöhnlicher Schritt für die damalige Zeit. Nach ihrer Scheidung unternahm Leopoldine von Morawetz-Dierkes ausgedehnte Reisen, die sie nach Skandinavien, Griechenland, Kreta, Tunesien, Malta, Sizilien, Sardinien und Korsika führten. Über ihre Reisen, die sie auch fotografisch festhielt, berichtete sie ab Mitte der 1890er Jahre in der „Neuen Freien Presse“, im „Fremdenblatt“ und im „Illustrierten Wiener Extrablatt“. Zudem schrieb sie historische und geografische Aufsätze, Novellen und Bühnenwerke, die allerdings nie aufgeführt wurden. 1897 hielt sie als erste Frau einen Vortrag in der k.k. Geographischen Gesellschaft in Wien. Sie sprach über Finnland und zeigte ihre Fotografien. Zuvor waren alle Frauen, selbst Weltreisende, abgewiesen worden, da man befürchtete, dies würdigen das wissenschaftliche Ansehen der Gesellschaft herab. Dierkes-Morawetz musste ihr Manuskript zuerst einreichen, es wurde von einem Fachkomitee geprüft, und erst dann durfte sie vortragen. Im gleichen Jahr noch wurde sie als ordentliches Mitglied der k.k. Geographischen Gesellschaft aufgenommen. In den folgenden Jahren hielt Leopoldine von Dierkes-Morawetz viele Reisevorträge, auch in der Münchner Geographischen Gesellschaft, von „außerordentlich hohen Zuhörerzahlen“ wird berichtet. Sie starb 1933 in Wien.
(Edith Blaschitz)
Quellen:
Ilse Korotin (Hg): BiografiA: Lexikon österreichischer Frauen. Wien, u.a. 2016 (Karin Walzel; W.: „Aus dem Lande der tausend Seen“ (1900) L.: DBI, Degener 1905ff., Friedrichs 1981, Pataky 1898); Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 55-56.