Maria Benedicta Rizy
Oberin der Redemptoristinnen

Maria Rizy wurde 1791 in Wien geboren und stammte aus einer aufgeklärten Bürgersfamilie, ihr Vater war Hof- und Gerichtsadvokat. Ihr Cousin, der Dichter Franz Grillparzer, beschreibt Maria folgendermaßen: „Hervorragende Talente durch ein ungewöhnliches Maß der edelsten Bildung und durch die Vorzüge eines ebenso starken als liebenswürdigen Charakters gereift“.
Sie legte 1831 das Gelübte der aus Italien stammenden kontemplativen Redemptoristinnen-Ordensgemeinschaft ab, die eben erst im Kaisertum Österreich zugelassen worden war. Maria Rizy wurde sogleich unter dem Namen Benedicta zur Oberin ernannt und mit dem Bau eines Klosters in Wien-Rennweg betraut.
1839 wurde sie mit fünf Chorschwestern und zwei Laienschwestern zur Neugründung eines Klosters nach Stein geschickt. Die kleine Gruppe fand zuerst im Göttweiger Hof eine Bleibe. Das Steiner Kloster sollte „beschaulich“ und eine „Seelsorge- und Missionsstation“ sein. Die Redemptoristinnen in Stein „verfertigten Kirchenkleidungen und Ornamente und würden auch Mädchen zur Erziehung übernommen haben, wenn man es ihnen gestattet hätte“, so eine zeitgenössische Beschreibung. Mit Neuzugängen aus Niederösterreich, Tirol, der Steiermark, Bayern und dem Rheinland wuchs die Gemeinschaft auf 36 Frauen aus allen Gesellschaftsschichten an. Mehr Platz wurde benötigt, und Maria Benedicta wurde erneut mit einem Klosterneubau betraut. 1842 wurde in Und ein Haus mit Garten gekauft und ein neues Kloster errichtet, das die Nonnen im Dezember 1843 bezogen. Im Folgejahr wurde mit Maria Felicitas Poquet eine neue Oberin gewählt. Die frommen Frauen hatten von Anfang an viele Gegner, auch die Stadtvertretung erwies schon bei der Gründung kein Entgegenkommen. Maria Benedicta berichtete immer wieder über „Sekkaturen“ der örtlichen Behörden.
Im Revolutionsjahr 1848 spitzten sich die Ereignisse zu. Die Redemptoristen galten neben den Jesuiten als besonders reaktionär. Nachdem schon die Redemptoristinnen in Wien und Eggenburg vertrieben worden waren, zwangen im April 1848 bürgerliche Revolutionäre aus Stein, auch die hier ansässigen Ordensfrauen zum Verlassen des Klosters, das von der Nationalgarde zum Nationaleigentum erklärt wurde. „Ein so finsterer Orden passe nicht für unsere lichten Zeiten“, rechtfertigten sich die Anführer der Nonnenvertreibung. Der Orden wurde im Mai 1848 offiziell aufgehoben. Die verängstigten Schwestern, die zunächst in Privathäusern Zuflucht gefunden hatten, kehrten später meist zu ihren Familien zurück. Maria Benedicta Rizy ging mit einer Gruppe von Mitschwestern nach Eggenburg, wo sie 1852 starb. Im selben Jahr wurde der Orden wieder zugelassen. Maria Felicitas Poquet ging mit einer Gruppe verbliebener Mitschwestern nach Gars am Kamp, wo unter ihrer Leitung ein neues Kloster errichtet wurde. Der Staat erwarb 1849 das Steiner Kloster und richtete ein Militärspital ein, einige Jahre später wurde das Gebäude in ein Gefangenenhaus umgewandelt.
(Edith Blaschitz)

Maria Benedicta schreibt über die Vertreibung aus Stein:
Brief, 28.12.1848, Wien: „Die Bevölkerung von Stein und Krems ist so schlecht, daß wir uns ohne den ausgesprochenen Willen Gottes nicht entschließen könnten, wieder an den Ort zurückzukehren, wo uns nicht – wie unsere Schwestern in Wien, die Studenten und Proletarier, sondern die Bürger und Behörden vertrieben haben, die uns noch zu plagen und zu vertreiben suchten bis jetzt, und solange diese Generation lebt, wären wir von der Kongregation getrennt, denn ein Redemptorist dürfte und würde daselbst nicht erscheinen wollen. (…) Ich habe mich mit ein paar Schwestern nach Eggenburg gezogen, was nun der einzige Ort ist, wo ich Frieden und die Leitung der Congregation finde (….).“
Brief, 12.8.1849, Göttweiger Hof, Stein: „Die Stainer werden alle Tage ausgelassener, ganze Züge ziehen bis in die Nacht unter wildem Gesang und Geschrei, daß es gar nicht auszuhalten ist und man gerade glaubt, sie kommen zum Fenster herein. Ich kann gar nicht erwarten fortzukommen und nehme von meiner Aversion gegen die hiesigen nur die Geistlichkeit, die sich mit ein paar Ausnahmen sehr schön gegen uns benimmt, den alten Dr. Dienstl und die armen Leute aus.“ (beide zit. nach Fischer, 1991)

 

Zeitgenössischer Beitrag über  die Vertreibung durch Kremser Bürger: „Ein so finsterer Orden passe nicht für unsere lichten Zeiten. (…)  So blieben denn die armen Nonnen zerstreut in Privathäusern (…) und unerkannt, da gute Frauen ihnen Zivilkleider besorgt hatten. Es war wirklich eine Art Wagnis, einer armen Klosterfrau Herberge zu geben, denn manche Hausherrn protestierten dagegen, und selbst im 1/2 Stunde von Krems entfernten Ort Rehberg, wohin sich einige Nonnen geflüchtet, wurde ihnen von rohen Gesellen zu ihrer Trauer Musik gemacht. Diese und ähnliche Vorfälle erfüllten alle Klosterfrauen, worunter ohnehin einige kränklich waren, mit tiefem Kummer, ja eine derselben aus Oberösterreich wurde sogar irrsinnig und mußte im Armenhause zu Krems untergebracht werden.
(Henze 1931, zit. in Englisch, S. 62, 63f)

Quellen:
Ihre Lebenserinnerungen in: Die ersten Redemptoristinnen samt einer Notiz über ihr Institut von Pater F. Dumort, zit. in: Englisch, Ernst: Die Redemptoristinnen in Stein (1839-1848); weiters: Fischer, Josef: Maria Benedicta Rizy, Grillparzers Kusine – die Nonne von Stein an der Donau, in: Hippolytus, St Pöltener Hefte zur Diözesankunde, 1991, 16, S 3-48; Rauscher, Heinrich: Das Kloster der Redemptoristinnen in Stein a. Donau (1839-1848). In: Das Waldviertel, 1959, Nr. 3/4, S. 43-47.

Maria Benedicta Rizy
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