Josepha Kraigher-Porges (geb. Lederer, Ps. Fina Zacharias)
Schriftstellerin, Aktivistin

Geboren am 18.3.1857 als Tochter von Johann Lederer, Gastwirt und Gemeinderat (andere Quelle Beamter der Südbahn), und dessen Frau Anna, geb. Kraigher, in Maria Elend, Kärnten. 1862 starb ihre Mutter und Josepha wurde nach der Wiederheirat ihres Vaters von Pflegeeltern erzogen. Sie verbrachte ihre Jugend u. a. in Klagenfurt, Graz und Wien. Sie besuchte nur ein Jahr die Schule, bildete sich jedoch autodidaktisch weiter.
Als 19-Jährige verlobte sie sich in Wien mit einem jungen Schauspieler. Die Verbindung ging jedoch wegen des Widerstandes des Vaters gegen den zukünftigen jüdischen Schwiegersohn in Brüche. 1877 brachte sie in Graz den Sohn Emil zur Welt. Um 1879 heiratete sie Friedrich Zacharias, Mitbesitzer eines Bergwerks, und konvertierte zum Protestantismus. 1890 kam ihre Tochter Friederike zur Welt.
Im Jahre 1900 unternahm sie eine Reise, die sie nach München, Nürnberg, Friedrichshagen, Jena, wo sie den Naturwissenschafter und Philosophen Ernst Haeckel besuchte, dann Paris, schliesslich über Basel nach Zürich brachte. Hier ließ sie sich mit ihrer Tochter bis etwa 1908 nieder. Sie besuchte die Vorlesungen des Philosophen Friedrich Wilhelm Foerster. Nach dem Tod ihres Mannes 1910 war sie bis 1913 in Wien gemeldet.
Lebensgemeinschaft (Heirat erst 1930?) mit dem österreichischen Militär Karl August Porges (1854–1953), Generalmajor und  als Schriftsteller unter dem Pseudonym Carl Hilm tätig.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs organisierte sie als Leiterin der Frauensektion des Witwen- und Waisenfonds private Hilfe, „propagierte früh die Idee des Kinderdorfes“ und „regte den Austausch der Kinder zur Erlernung fremder Sprachen an“ (ÖBL). In Krems gründete die hier als „Generalin Porges“ oder „Frau Generalmajor Porges“ bekannte Aktivistin 1915 den Verein „Frauenkriegsbeisteuer“ und bewarb diesen in den folgenden Jahren durch rege Vortragstätigkeit. Alle österreichischen Frauen sollten für die Witwen und Waisen  gefallener Soldaten monatlich 20 Heller zahlen. Tausende Frauen – allein im Waldviertel konnten 1915 über 7.000 Mitglieder in 21 Ortsgruppen gewonnen werden – traten während des Krieges dem Verein bei.  Nach Kriegsende wurde der Verein in „Frauenhilfswerk“ umbenannt.
Von 1931 an lebte sie abwechselnd in Krems (1931: Kais.Friedrichstraße 6), Zürich und Bern. Ihre „Lebenserinnerungen einer alten Frau“ fanden über die engere Heimatliteratur hinaus als Zeitdokument viel Beachtung. Sie stand mit zahlreichen Personen aus Literatur, Kunst, Wissenschaft und Politik in Kontakt, darunter Fanny Imle, Karl Henckell, Oskar Panizza, Michael Georg Conrad, Hermann Sudermann, Carl Hauptmann, Peter Altenberg, Fidus, Ulrich Wilhelm Züricher und Bruno Wille. Josepha Kraigher-Porges starb am 14.10.1937 in Bern.
(Edith Blaschitz)

Ausz.: 1932 Goldenes Ehrenzeichen der Österreichischen Literarischen Gesellschaft.

Werke u. a.: Tolstoi’s Moral. In: Zürcher Diskussionen. Flugblätter aus dem Gesamtgebiet des modernen Lebens. Hrsg. von Oskar Panizza, Jg. 1, No. 12 (1898);  Lebenserinnerungen einer alten Frau = 1. Buch der Kindheit (1926), 2. Kreuzwege des Lebens (1927), Sagen und Märchen der alten Margret (1930), Aus der Grenzland-Heimat. In: Der Heimatkreis, Jg. 1, F. 2 (1937).

Quellen:
Adressbuch Krems 1931; Ilse Korotin (Hg): BiografiA: Lexikon österreichischer Frauen. Wien, u.a. 2016 (Tagblattarchiv (Personenmappe). L.: BLÖF, Düsterberg 1986, Giebisch/Gugitz 1964, Giebisch/Pichler/Vansca 1948, Kosch 1968, Kraigher 1981, Nussbaumer 1956, ÖBL, Rauber-Zimmer 1970, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, http://www.lebensreform.ch/cms/Zacharias-Fina, http:/www.friul.net/dizionario_biografico/); https://www.biographien.ac.at/oebl_4/194.pdf; https://de.wikipedia.org/wiki/Josepha_Kraigher-Porges; Österreichische Landzeitung 21.5.1915, S. 2; Österreichische Land-Zeitung, 27.5.1915, S. 3; Österreichische Land-Zeitung, 1.6.1915, S. 3. Bregenzer Tagblatt, 10.12.1920, S. 3. Die Österreicherin, 1937, Nr. 8, S. 3.

Zitat:
„Die „Land-Zeitung“ hat schon in mehreren ihr von geschätzter Seite zugegangenen Aufsätze die ge­radezu glänzende Anregung der hiesigen Frau Generalmajor Porges erläutert, durch eine Kriegssteuer der Frau einen Fonds zu schaffen, der es ermöglicht, die Witwen und Waisen gefallener Landesverteidiger und im weiteren Sinne allen hilfsbedürftigen Frauen und Kindern Hilfe zu bringen, ihr Fortkommen ermöglichen, sie zu aufrechten Menschen und wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft und des Volkes und des Staates zu machen. Diese Anregung hat. wie nicht anders zu erwarten, in allen Frauenherzen helle Begeisterung geweckt (…) Mit diesem Geld wird eine gerechte Leitung nicht Wohltaten erweisen, sondern ihre Pflicht gegenüber allen Hilfsbedürftigen tun können: Den Geschäftsfrauen, damit sie ihr Geschäft weiterführen können, den Klein-Bäuerinnen durch Einstellung von Vieh und Bezahlung der Darlehenszinsen an die Sparkasse, den besser gestellten Bäuerinnen durch einmalige Beihilfe. Den Kindern aller mit Hilfe der Jugend- und Kinderorganisationen, der Gemeinden, Lehrer und Geistlichen. Den Arbeiterfrauen werden wir die Kinder abnehmen, die in Tagheimen untergebracht werden. Gewiß werden sich auch für dies freiwillige Helferinnen finden. Am schwersten wird der Tod des Mannes die Mittelstandsfrauen treffen, welche sich bis dahin nur um den Haushalt, die Kindererziehung kümmerten. Diesen müssen wir es ermöglichen, den Unterhalt selbst zu verdienen, indem wir ihnen Gelegenheit geben, sich in diesem oder jenem Fache auszubilden, ihnen Betriebsmittel zur Verfügung stellen usw.“
(Österreichische Land-Zeitung, 1.6.1915, S. 3.)

Josepha Kraigher-Porges
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